Skarrer's Blog

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Status Quo Februar 28, 2010

Filed under: Prinzen (oder so) — Sabine Karrer @ 5:20 pm

Das ist mein bisher persönlichster Blog-Eintrag. Ich könnte es auch meinem Tagebuch erzählen, aber ich habe keines… Und es wäre doch ziemlich einseitig, hier könnte es immerhin noch ein Dialog werden. 😉

Also wenn schon offenes Buch, dann auch richtig. Es ist Sonntag, der 28. Februar, die Wochenendkrise schlägt mal wieder voll zu. Wieder liegen fünf Tage vor mir, in denen ich mich frage, ob das, was ich mache, für mich Sinn hat. Es sind noch zehn Tage bis zu meinem 30. Geburtstag. Die Krise hat damit nichts zu tun, naja das rede ich mir zumindest ein. Status Quo: Mein Job ist nicht wirklich das, was ich mir in dieser Lebensphase eigentlich erträumt hätte. Familie war zwar nie für einen bestimmten Zeitpunkt geplant, aber ein bisschen Romantik vermisse ich in meinem Leben schon… Wo sind die ganzen netten Single-Männer, die mutig genug sind, auf eine Frau zuzugehen (weil die selbst nämlich niemals mutig genug wäre, es ihrerseits zu tun). Womit wir wieder bei Typ 1 bis 3 wären…

Im Endeffekt kann man so viel Spaß haben, wie man will. Und es ist ja nicht grad so, dass ich jemandem den Spaß vorspielen würde, ich habe ihn ja. Aber wenn schon einmal diese zwei ganz wichtigen Punkte im Leben (Liebe und Selbstverwirklichung alias Arbeit) nicht so sind, wie sie sein sollen… Wenn man weiß, dass man das eigentlich nur selbst ändern kann, aber keine wirkliche Lösung hat… So und während ich das schreibe, erkenne ich das Zauberwort, das alles erklärt: Angst. Angst zu versagen, Angst sich zu blamieren. So und hier endet der Blogeintrag und ich schau mal, ob einer meiner 4-5 Leser eine Lösung parat hat…

Update: Wenn ich das heute so lese… klingt schon verzweifelt… Oh Mann, wann ist die 30er-Krise bloß wieder vorbei?? Dani, danke für dein liebes Posting – Kaffee und Quatschen demnächst klingt gut! 😉

 

Zivilcourage Februar 25, 2010

Filed under: Alltagswahnsinn — Sabine Karrer @ 10:00 pm

„Gemeinde legte sich quer: Abschiebung verschoben“ – so lautet eine heutige Schlagzeile, die leider zwischen anderen ein wenig untergeht. Dabei verdient diese kleine Schlagzeile mehr. Sie ist  ein Zeichen dafür, dass  Zivilcourage in unserer Gesellschaft vielerorts doch noch groß geschrieben wird. Eine Gemeinde spricht sich dafür aus, das eine scheinbar gut integrierte Familie in ihrem Kreis bleiben soll. Stellen sich damit Menschen über Gesatze? Ja – und das ist auch gut so. Denn Menschlichkeit muss immer über Gesetzen stehen. Und Menschen sollten immer menschlich handeln, wenn in ihrem Umfeld Unmenschliches passiert. Farbe bekennen lautet das Schlagwort. Schaut nicht weg, wenn um euch herum Dinge passieren, die euch widerstreben.Wir sind die Gesellschaft, wir sind der Staat. Wir müssen uns nicht alles von oben diktieren lassen. Auch wenn das jetzt noch so „links“ klingt (und ein Stück weit so gemeint ist, ich steh‘ dazu): Wer einmal selbst erlebt hat, wie viele rund um ihn herum einfach nur zugeschaut haben, wie vor ihren Augen Unrecht passiert ist, würde den Menschen in dieser Gemeinde wohl verständlicherweise einen Orden verleihen wollen.

Hier geht’s zum Artikel.

Update: Guido Tartarotti vom Kurier und ich sind einer Meinung – schön! (mich lesen zwar weniger, aber ich war trotzdem früher dran ;))
Aus dem KURIER vom 28.02.2010:

Courage
Die Zeit der Kulturskandale scheint vorbei zu sein. Das „Moser“-Stück in der Josefstadt regte niemanden auf. Die Kritik verriss es einhellig, allerdings nicht wegen seiner behaupteten historischen Brisanz, sondern weil es langweilig ist. Und der Versuch der Wiener FPÖ und mancher Medien, die (nicht subventionierte) Swingerclub-Installation in der Secession zum Kampagnisieren zu nützen, verdunstete im öffentlichen Desinteresse. Interpretieren wir das einfach einmal als erfreuliches Symptom wachsender ziviler Gelassenheit.
Fast unbeachtet hat sich dieser Tage etwas ganz anderes abgespielt: In einem bemerkenswerten Akt des kollektiven Ungehorsams haben die Einwohner eines vorarlbergischen Dorfs die Abschiebung (aufgrund eines Formalfehlers) einer bestens integrierten Familie verhindert. Das ist viel wesentlicher als die Diskussionen um ein schwaches Theaterstück oder künstlerisch wertvolles Gruppen-Ausgreifen im Museum. – GUITAR

Danke für Ihre Worte, Herr Tartarotti!

 

Frühlingsgefühle Februar 24, 2010

Filed under: Prinzen (oder so) — Sabine Karrer @ 6:17 pm

Ich gebe zu: Ich bin nicht besonders romantisch. Wenn dann schon ganz tief in mir drin. Irgendwo muss eine kleine Romantikerin verborgen sein, sonst würde ich mich kaum über Männer beschweren, die in den ersten paar Wochen ab und zu Blumen mitbringen, um es spätestens nach dem Satz „Also sind wir jetzt z’am…“ nie wieder zu machen. ABER auch eine vielleicht noch so unromantische Sabine wird weich, wenn der Frühling einsetzt. Sonntag war es so weit. Wie konnte mir bloß nicht auffallen, wie sehr mir die Sonnenstrahlen gefehlt haben und wie viele Geräusche mir in den tristen Monaten abgegangen sind?

Plötzlich lebt alles wieder. Ich auch. Ich verlasse in der Früh lächelnd das Haus, strahle, wenn unterm Bürofenster die Kinder im Hof spielen, reagiere selbst auf die allerdümmsten Fragen und Aussagen mit einem vielsagenden Lächeln. Der Busfahrer zwinkert mir freundlich zu (liegt es an meiner fast schon aufdringlichen Fröhlichkeit? Er sieht mich ja das ganze Jahr über…). Selbst in der vollgestopften U-Bahn finde ich alle Mitreisenden äußerst nett (na gut, nicht alle, aber fast alle) und mit einem Riesen-Grinser steige ich am Abend wieder aus dem Bus. Es riecht so, wie es riecht, kurz bevor ein Sommerregen auf uns herunter prasselt. Verdammt, ich bin Raucherin, warum rieche ich sowas überhaupt? Meine Nase ist für sowas doch gar nicht mehr geschaffen… Also wenn das Frühlingsgefühle sind, hätte ich die bitte gerne das ganze Jahr über. Oder in kleinen Dosen vom Arzt verabreicht. Der wäre dann vermutlich reich…

 

Schwer verliebt Februar 21, 2010

Filed under: Prinzen (oder so) — Sabine Karrer @ 9:49 pm

Die Filmkritik lässt nicht auf sich warten. War mal wieder im Kino, schöner Abend, nichts dagegen zu sagen. Der Film… „Valentinstag“. Schwer kitschig natürlich, aber ein Riesen-Staraufgebot. Das Prinzip kennt man natürlich schon aus „Tatsächlich Liebe“: Viele Stars erscheinen in vielen verschiedenen Handlungssträngen, die sich am Ende glücklich zusammen fügen. Trotzdem: Ein netter Film, allerdings nicht zu empfehlen für gänzlich unromantische Zyniker (ich musste mich schon zusammen reißen, aber ein kleinwenig Romantik scheint doch noch in mir zu stecken ;)). Und weil ich es ohnehin nicht besser kann, zitiere ich br-online.de:

„Treffend und recht amüsant bekommt man vor Augen geführt, worum es am Valentinstag – vom Geschäft einmal abgesehen – geht: Um Liebe und Enttäuschung, Romantik und Rage, Kopulation und Diskretion. Leider will Marshall aber insgesamt zu viel, verrennt sich in überflüssige Erzählstränge und rettet sich in heiklen Momenten einfach ins bonbonfarbene Klischee – Zuckerguss inklusive. Egal. Valentinstag erwärmt die Gemüter. Und man erfährt, was der beste Love Song aller Zeiten ist: „Rock’n’Roll All Night“, das behauptet zumindest Alphonso (George Lopez). Reed widerspricht: Das ist doch ein Stripper-Song! Was beweist, dass in der Musik wie in der Liebe(-skomödie) die Geschmäcker verschieden sind.“ <– Eben. Und das ist auch gut so!

Wirklich gut ist übrigens die allerletzte Szene, bereits im Abspann: Wenn Julia Roberts durch Hollywood gefahren wird und der Chauffeur fragt, ob sie schon einmal am Hollywood-Boulevard war. „Ja, ich war hier mal einkaufen. Ein blöder Fehler, idiotisch.“ Kein Wunder, zeichnet sich doch der Regisseur von „Pretty Woman“ auch für „Valentinstag“ verantwortlich.

Also auf die Liebe – träumen wird man ja noch dürfen! 😉

 

Neulich im Westend …

Filed under: Alltagswahnsinn — Sabine Karrer @ 8:01 pm

Man mag ich schimpfen, aber nach einem Nachmittag im Café Westend muss ich mich ernsthaft fragen, was so viele am Café Westend finden. Das Ambiente ist ganz nett, gleicht aber alleine auf Grund der Größe eher einem Bahnhofslokal als einem alten Wiener Kaffeehaus. Der Kellner: Nicht der typische charmant-grantelnde Wiener Kellner, sondern einfach nur grantig und völlig deplatziert. Sorry, Herr Kellner, aber ein Trinkgeld hatten Sie eigentlich nicht verdient. M hat die berechtigte Fragen aufgeworfen, ob der Kellner nur zu den Rauchern so unfreundlich sei, quasi seine Methode, was für den Nichtraucherschutz zu tun. Sorry M, dass du mit B und mir „passiv-scheiße“ behandelt wurdest. 😉

Aber das Allergrößte war… das Körberl! Ein Körbchen mit Brezeln, einem Croissant, einer Kokoskuppel und einem Cabanossi. Wandert von Tisch zu Tisch, wird mit diversen Ergebnissen der feuchten Aussprache besudelt – und letztlich irgendwann doch verspeist. Igitt! Der Kaffee – das muss B beurteilen. Mein Cola im (sagen wir mal ganz höflich) nicht ganz sauberen Glas, der Schinken-Käse-Toast („Spezial-Toast“ laut Speisekarte)… also die Helga vom winzigen Café Teddy macht einen besseren (sie macht aber sowieso den besten), naja. Man mag mich überkritisch nennen, was ich eigentlich nicht bin. Aber hätte ich mich nicht so gefreut, B nach langer Zeit endlich wieder zu sehen, hätte es gar kein Trinkgeld gegeben. Wenigstens haben wir den Alf Poier live gesehen – ihm scheint das Café Westend irgendwie zu taugen…

 

Die Devise: peinlich sein Februar 17, 2010

Filed under: Alltagswahnsinn — Sabine Karrer @ 7:05 pm

Fasching. Das heißt Spaß haben unter Zwang. Oder nennen wir es Gruppendruck. Sich lustig anzuziehen, haha selten so gelacht. Der Banker als wilder Rocker, das „real desperate housewife“ als verruchte Bordsteinschwalbe, der schüchterne Junge als Primaballerina. Ach wie lustig denke ich noch immer, als wir den Saal betreten. Und die Musik ist erst schlimm! Bruderherz, treffend wie immer: „Pass auf, gleich kommt der Hermes aus Willkommen Österreich vorbei.“

Doch am Ende des Abends weiß ich mal wieder was heißt, sich mitreißen zu lassen. Ja es gibt peinliche Fotos. Natürlich auch auf facebook und natürlich hab die meisten ich selbst online gestellt. Na klar hab ich zur peinlichen Musik getanzt. Aber verdammt, ich hatte Spaß! Peinlich sein ist cool. Wer das nicht kann ist aus gutem Grund ein Spaßverderber. Zumindest aber verpasst er was!

 

Best of Eighties Februar 15, 2010

Filed under: Listige Listen — Sabine Karrer @ 11:59 pm

In Anbetracht meines bevorstehenden 30ers habe ich einmal eine Liste mit meiner persönlichen Top 1o der 80er erstellt Jetzt interessiert mich: Welche sind eure Favoriten, was verbindet ihr mit den 80ern?

  1. With Or Without You – U2
  2. Beat It – Michael Jackson
  3. Another Brick In The Wall – Pink Floyd
  4. Purple Rain, Prince
  5. Rock Me Amadeus – Falco
  6. Faith – George Michael
  7. Livin‘ On A Prayer – Bon Jovi
  8. Need You Tonight – INXS
  9. Poison – Alice Cooper
  10. Never let me down again – Depeche Mode
  11. Und ein Ehrenplatz: November Rain – Guns’n’Roses (okay, ist nicht mehr ganz 80er. Aber gehört für mich noch dazu.)
 

Ziegelsteine als Nadelstiche Februar 10, 2010

Filed under: Uncategorized — Sabine Karrer @ 7:00 pm

Ein Ziegelstein hat mehr facebook-Fans als Strache. Alle reden und schreiben darüber. Ich auch. Warum? Weil das Hoffnung gibt. Kleine (anonyme) Menschen setzen kleine (punktgenaue) Maßnahmen und erreichen so via Medien die Massen. Selbst PR-Profis müssen den Erfolg der Aktion wohl neidlos anerkennen.

Ein Nadelstich in Straches Ego? Hoffentlich. Er hat Erfolg, weil er gegen Minderheiten hetzt. Nun hat eine Gruppe gegen ihn Erfolg, indem sie nicht hetzt, sondern Humor als Waffe einsetzt. Und das auch noch ohne Führer am Ruder. Ja, Heinz-Christian, so geht es auch. Bleibt zu hoffen, dass sich der oder die Initiatoren der Gruppe nie zu erkennen geben. Erstens hängt der überraschende Erfolg wohl auch ein Stück weit damit zusammen, dass hier niemand einer Person nach dem Mund redet, sondern die Sache per se unterstützt. Und zweitens kennen Strache und seine Schergen möglicherweise andere Wege, Kritiker mundtot zu machen. Zumindest ist zu vermuten, dass Strache, Kickl und Co die kleinen Nadelstiche schmerzen und sie vor Wut toben, bevor sie sich am Opernball wieder strahlend (mei, die schönen blauen Augen, Bledsinn!) ihrer Fangemeinde präsentieren.

Eine größere Diskussion gestern hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist gegen Menschen wie Strache und Kickl, gegen intolerante und rechte Politik Flagge zu zeigen. Die „anderen“ machen das ständig, erheben also auch wir unsere Stimme (natürlich auf unsere Art, nicht auf „Daham statt Islam“-Art)! Oder wollen wir in einer Welt leben, wo Einzelbeispiele zu Realitäten werden? Wo Ausländer Sozialschmarotzer sind, der fiese Autoverkäufer gleich mal als „Kameltreiber“ tituliert wird (eh kloa, die sind ja alle so), in der jemand gleich mal als intolerant hingestellt wird, weil er Meinungen rechts von der Mitte so nicht hinnehmen kann/will und in der „Gutmensch“ für die meisten ein Schimpfwort ist. Liebe Freunde, intolerant bin ich glaub ich nicht. Aber ich wünsche mir, dass einzelne negative Begegnungen nicht zu „eh scho wissn, so ist es ja wirklich immer“-Wahrheiten werden, dass wir Bezeichnungen wie „Kameltreiber“ prinzipiell aus unserem Wortschatz streichen, dass wir wohl die israelische Regierung kritisieren können, sicher aber nicht DIE Israelis, und dass auch dem letzten endlich klar wird, dass Moslems NICHT diejenigen sind, die Flugzeuge entführen und Gebäude in die Luft sprengen. Achten wir wieder ein bisschen auf unsere Sprache und beten wir wenn schon – bitte!!! – den Ziegelstein an, aber sicher nicht den Strache.

Link zur facebook-Gruppe „Kann dieser seelenlose Ziegelstein mehr Freunde haben als H.C. Strache?“

c: siehe facebook-Link
 

Der Falke flog wieder… Februar 2, 2010

Filed under: Uncategorized — Sabine Karrer @ 10:49 pm

… für eine Nacht in der Wiener Fledermaus. Und wir waren dabei – grandios! Rest in Peace, Falco, bis 2011! 😉

Wir erfinden immer neue spiele
Spiele gibt es zu spielen viele
Brot und spiele sind gefragt
„No future“ extrem angesagt
(…)
Ja new wave ist heute das wort
Für nichts besseres mehr zu tun
Als den dingen nachzurennen
Die schon gestern waren verloren
Oh, oh, oh ,oh
Wir haben das richtige weltbild
Oh, oh, oh ,oh
Wir s’nd ab heute voll dabei
Oh, oh, oh ,oh
Wir haben den blick in der zukunft
Oh, oh, oh ,oh
Wir sind die helden von heute
Alles wartet, alles wartet
Auf die helden von heute, von heute

 

Die letzte Pop-Messe

Filed under: Uncategorized — Sabine Karrer @ 10:38 pm

Wenn ein König stirbt, wird in der Regel Staatstrauer ausgerufen. Im Fall von Michael Jackson, dem selbsternannten King of Pop, tat das niemand. Und doch schien es als würde die ganze Welt Trauer tragen, als er am 25. Juni starb.

So menschlich war die Kunstfigur Michael Jackson seit Jahrzehnten nicht aufgefallen. Es war sein letzter großer Auftritt im Rampenlicht: Am 7. Juli trauerten tausende Fans, Familie und Freunde im Los Angeles Staples Center um ihr Idol, ihren Vater, Bruder und Sohn. Millionen Menschen in aller Welt verfolgten das Ereignis via Fernsehen und Internet. „Seit ich auf der Welt bin war mein Daddy der beste Vater, den man sich vorstellen kann… Ich liebe ihn so sehr.“ Mit diesen Worten rührte Jacksons elfjährige Tochter Paris die Welt zu Tränen. In einem goldenen Sarg, bedeckt mit roten Rosen, wurde der Leichnam des Popstars in die Halle gebracht. Ein inszenierter Tod, so bizarr wie sein Leben. Zwar wurde es keine Inszenierung á la Hollywood, wie zuvor medial gemutmaßt worden war. Auch der größte Massenauflauf der Musikstars blieb aus. Eine Live-DVD von der Trauerfeier ist bis heute nicht erschienen. Stattdessen fiel der letzte Vorhang in Form einer Pop-Messe vom Feinsten.

Zwischen Black and White

Michael Jackson hat die Pop-Musik geprägt wie kein anderer. Nicht nur optisch hat er die Grenzen zwischen Black and White aufgehoben. Manche Fans sind überzeugt: Er hat den Weg geebnet für den ersten schwarzen Präsidenten der USA. Dennoch galt „Jacko“ wohl für die meisten als Freak, als einer, für den es keine Grenzen gab. Wenngleich in einem Prozess freigesprochen, blieb doch der Geruch des Kinderschänders an ihm haften. Kaum jemand kannte den wahrscheinlich größten Pop-Star des vorigen Jahrhunderts wirklich, doch seine Musik hat die meisten von uns geprägt. Wenn wir zum Song „I Just Can’t Stop Loving You“ zum ersten Mal küssten oder uns beim Video zu „Thriller“ fürchteten, gab es diesen Freak nicht. Dann war Jackson ein Entertainer von Meisterklasse, einer der größten Musiker unserer Zeit. Eben der süße Zehnjährige von den „Jackson Five“.

Mit der Trauerfeier kam die Unschuld zurück. Es ging nicht mehr um Missbrauchsvorwürfe und um die oft seltsam anmutenden Auftritte des Stars. Im Mittelpunkt standen seine Musik und der Mensch Michael. „Du, wo sind denn all die bösen Menschen begraben, fragt der kleine Sohn seinen Vater beim Betrachten der Gräber“, heißt es in einem Witz. Die Wahrheit ist: es gibt keine. Mit dem Tod kommt das Menschliche zurück, Eigenheiten und schlechte Taten sind vergessen. Plötzlich hatten wir als Zuschauer das Gefühl, wir hätten dem King of Pop jahrelang Unrecht getan. Und vielleicht ein Stück weit seine Genialität vergessen.

“Gott braucht ihn mehr”

„Seit er ein Kind war, führte Michael Jackson für seine Familie und Fans brav seine Pflichten auf der Bühne aus. Gestern haben sie ihn einmal mehr zu einer Show gezwungen“, wird der britische „Guardian“ am nächsten Tag titeln. Die ungarische Zeitung „Magyar Nemzet“ macht aus Jackson gar eine Erfindung der Amerikaner: „Als Ersatz für den dekadenten Nikolaus haben sie in der Sowjetunion Väterchen Frost geschaffen, in den USA Michael Jackson. Weil die Menschen sich von Gott abgewandt haben, aber trotzdem immer noch jemandem ähneln wollen.“

Nach dem Auftritt eines Gospelchors zu Beginn bringen auch die prominenten Trauerredner immer wieder religiöse Aspekte mit ein. Etwa Sänger Stevie Wonder, als er sagt: „Wir brauchen Michael, aber Gott braucht ihn noch mehr.“ Jetzt und hier finden sie im Glauben Halt. Hinter Wonder, Kollegin Mariah Carey und diversen Predigern blitzen immer wieder sakrale Elemente hervor: bunte Kirchenfenster, die an die Videowall projiziert werden. Es ist ein Dankgottesdienst, eine letzte Messe für den Kurzzeit-Schwiegersohn des King of Rock’n’Roll. Auf aller Welt trauern die Fans auf ihre Weise, einige halten Trauerminuten ab, andere imitieren in den Straßen ihr Idol: zwischen leise und laut, trauernd und bunt. Etwas Besonderes ließ sich ein anonymer deutscher Fan einfallen: Er bat in der kleinen katholischen Pfarre Gündelwangen in Bonndorf um eine Messe in Gedenken an den Star. Da spielte es keine Rolle, dass der streng nach den Regeln der Zeugen Jehovas erzogene Jackson später zum Islam konvertiert war. Im Tod sind alle Menschen gleich – aber vor Gott scheinen sie für viele noch gleicher zu sein.

(Anm.: Den Artikel hatte ich eigentlich im Herbst für „Kirche In“ geschrieben, er wurde dann allerdings aus Platzmangel nie gedruckt. Und hey, bis zum 1. Todestag will ich mit der Veröffentlichung auch nicht warten! ;))